JAZZ
CDs
|
NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
I—
<
О
2
Ш
О
О
Dieter Ilg
MEIN BEETHOVEN
Lüpertz geform te Büste des Kom-
ponisten auf dem Cover hin. Sät-
ze aus Klaviersonaten („Pastora-
le“ , „P athétique“ , „M ondschein“),
Streichquartetten („Große Fuge“)
oder der
9
. Sinfonie („O de“) über-
setzt Ilg für sein Klaviertrio m it Pia-
nist Rainer Böhm und Drummer Pa-
trice Héral. In zwei Nummern aus
Beethovens
B earbeitungen
ir i-
scher Lieder (WoO
15 2
) fü r S tim -
ACT/Edel CD__________________ (6V)
Wo andere Jazzmusiker nicht hin-
schauen, sich nicht rantrauen oder
sich nicht auskennen, da findet Die-
ter Ilg einen Steinbruch an M aterial
für seine Projekte. Um
20 0 0
herum
verwandelte er deutsche Volkslie-
der in zeitgemäßen Jazz, heute w id-
met er sich ausgiebig der Klassik.
Nach Verdi („O tello“) und Wagner
(„Parsifal“) ste llt er nun „seinen“
Beethoven vor. Das Faible fü r klas-
sische M usik und wie er sich ihr nä-
hert, macht Deutschlands führen-
den Kontrabassisten zugleich zu
einem der originellsten Bandlea-
der im Lande.
Dass Ilgs Beethoven nicht un-
be dingt der „a m tlic h e “ ist, da-
rauf deutet schon die von Markus
m e/n und klassisches Klaviertrio
(Klavier, Geige, Bratsche) schlägt
er außerdem elegant einen Bogen
zu seinen eigenen V olksliedadap-
tionen von einst.
Natürlich lebt die M usik von der
Stärke der Beethoven’schen M elo-
dien, wie man sie bei Jazzkomposi-
tionen nicht oft findet, doch sie lebt
nicht m inder vom filigranen, eng
verzahnten Spiel dieses bassge-
führten Klaviertrios. M itunter tritt
Ilgs Kontrabass aus dem Ensemble
hervor und übernim m t m it vollem
Ton die M elodie. So kom m t die
„O de“ als zarte Jazzballade daher,
die „S turm sonate“ moderat, aber
keineswegs als laues Lüftchen, im
Allegro aus der „P athétique“ im -
provisiert man sich frei an das be-
rühm te Thema heran. Ilgs Beetho-
ven kann sich hören lassen.
B e rth o ld K lo s te rm a n n
MUSIK ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
|
Einer der originellsten Jazz-
Bandleader Deutschlands mit
Affinität zur Klassik: Dieter Ilg
Jakob Bro
GEFION
ECM/Universal CD
Einen Gitarristen gilt es zu entde-
cken, der bei ECM schon als Be-
gleiter von Paul M otian und Tomasz
Stanko zu hören w ar sowie bei ei-
nem kleinen dänischen Label zehn
Alben als Leader vorweisen kann -
m it „S idem en“ wie Lee Konitz, Bill
Frisell oder M ark Turner. Jakob Bro
ist ein Mann der leisen, sparsamen
Töne; ein Klangästhet, der m it Ef-
fekten spielt, dem Ton Zeit gibt, ihn
schweben und ausschwingen lässt,
Arpeggio- oder Picking-Techniken
einbezieht. Der zu Recht in letzter
Zeit schier om nipräsente Thomas
Morgan liefert das unerschütterli-
che, sonore Bassfundam ent, w äh-
rend Drum-Veteran Jon Christensen
Sound spielt statt Rhythmus.
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Jacky Terrassen
TAKE THIS
Impulse/Universal CD
(45')
Der französisch-amerikanische Pia-
nist ist stets fü r Überraschungen
gut. Nicht nur speist sich sein M a-
terial aus unterschiedlichsten Quel-
len (hier: Jazzklassiker, Rock-/Pop-
song, Chanson, Eigenes), unter Ja-
cky Terrassons Händen verw a n-
d e lt es sich oftm als bis zur Un-
k e n n tlic h k e it, vo r allem rh y th -
m isch. So lässt er „Take Five“ in
zw eierlei „Takes“ neu entstehen,
g ib t zum Teil sogar den
5
/
4
-Takt
auf, und ein karibisch aufgefrisch-
tes „Come Together“ erkennt man
gerade noch am Text. Ein s tilis ti-
scher Bogen von swingendem Jazz
für Piano Trio über Latin und Calyp-
so bis zu Hip-Hop-Anklängen inklu-
sive „B ody Percussion“ .
klm
MUSIK
KLANG
Dave Liebman
CEREMONY
Chesky/In-Akustik CD
(40
Als Teenager hat Dave Liebman ab
den späten
5
oer-Jahren die afro-
kubanischen Rhythmen erlebt, mit
denen Latinbands via Rumba, Cha-
Cha und Mambo die Säle zum Ko-
chen brachten. Später entdeckte
John Coltrane die Spiritualität wie-
der, die den rituellen Rhythmen inne-
wohnt. Seiner Spielweise spürt Da-
ve Liebman auf Saxophon und Flöte
nach. W illy Rodriguez sitzt am Drum-
Set, gleich drei Perkussionisten we-
ben einen komplexen Teppich. Als
E-Bassist agiert Oscar Stagnaro lei-
der etwas einfallslos. Es ist
40
Jahre
her, da hatte Liebman schon einmal
m it „Drum Ode“ den Dialog m it den
Trommeln zelebriert. Jetzt schließt
sich der Kreis.
T.U.
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Ihre neueren Alben stellt Lyambiko
gern unter eine thematische Klam-
mer. Nach Hommagen an Nina Simo-
ne und George Gershwin präsentiert
sie jetzt eine Auswahl von Songs, die
von Frauen komponiert und/oder ge-
textet wurden, stilistisch aber um-
so breiter gefächert sind: Pop steht
neben R&B, Standard neben La-
tin-Klassiker, Songs von Jazzpianis-
tinnen (Jutta Hipp, Aki Takase, Julia
Hülsmann) neben Joni M itchells Text
zu Charles Mingus’ berühm ter Bal-
lade „Goodbye Pork-Pie Hat“ . Auch
Lyambiko selbst hat zur Feder gegrif-
fen. Zwar ist sie nicht immer ganz in-
tonationssicher, doch ihr famoses
Trio lotst sie unbeschadet und ge-
schmackvoll um alle Klippen.
klm
MUSIK
KLANG
Lyambiko
MUSE
Sony CD
MEECO
SOUVENIRS
OF LOVE
Meeco
— ^
SOUVENIRS OF LOVE
Der Berliner S ongwriter/Producer
Meeco (M ichael Mayer) lässt spie-
len, leicht verdaulich, aber hochka-
rätig. Er kann auf einen Pool nam-
hafter US-Jazzgrößen (Eddie Hen-
derson, Buster W illiam s, V ictor Le-
wis) bauen, den er um Top-Solisten
(etwa John Scofield, Lionel Loueke,
Wallace Roney) und ein halbes Dut-
zend je nach Projekt ausgew ähl-
te Vokalisten erweitert. Nach Latin
und Bossa kom m t er jetzt m it R&B,
gespielt von Jazzern, gesungen von
Neo-Soul- und Hip-Hop-Stimmen.
Sie lassen Meecos Songs funkeln,
ohne sie zu sehr zu glätten, und in
den Bonus-Instrum entals kommen
die Top-M usiker dann ausgiebiger
zum Zuge.
klm
MUSIK
KLANG ★ ★ ★ ★
128 STEREO 3/2015
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problematisch I ★ schlecht
vorherige seite 128 Stereo 2015-03 lesen sie online nächste seite 130 Stereo 2015-03 lesen sie online Nach hause Text ein/aus